Freitag, 4. August 2017

Von kleinen Momenten und großen Reisen

Hallo ihr Lieben,

ich melde mich heute mal nach einer ziemlich langen Stille mal wieder aus Togo zu Wort.
Wenn ich sagen würde, dass ich keine Zeit hatte einen Blogeintrag zu verfassen, entspräche das nicht ganz der Wahrheit, aber wenn ich Zeit hatte fehlte mir entweder die Motivation oder die Ideen, was ich denn noch schreiben könnte. Wie berichtet man spannend über Alltägliches?
Natürlich könnte ich erzählen, dass bei Midjo gerade zwei französische Freiwillige da sind und wir die Wände bemalt haben, aber es scheint es mir nicht wert extra einen Bericht darüber zu schreiben und dann gerät es in Vergessenheit.
Aber heute versuche ich vielleicht doch mal lauter so kleine Momente festzuhalten, so wie es meine Mitfreiwillige Mara immer am Ende ihres Blogs gemacht hat.

Fangen wir doch also mit dem Kreativitäts-Moment bei Midjo an:

Tuben voller Farbe und ein paar leere Wände, mehr braucht es nicht um Tage unvergesslich zu machen. Schnell sind die Hände voller Farbe und die Wände werden immer bunter. An verschiedenen Tagen entstehen erst Bäume, dann kommen Eidechsen und Schlangen hinzu und die Wände werden verziert mit dem was die Kreativität sonst noch so hervorbringt.
Und noch etwas darf natürlich nicht fehlen: Die Handabdrücke und Namen von uns Freiwilligen, so wie sich auch schon die Freiwilligengenerationen vor uns verewigt haben. Wir sind stolz ein Teil von MIDJO-Togo zu sein!

Die Kinder lassen ihrer Kreativität freien Lauf :)
 
...und auch wir "Großen" werden kreativ.


Unaufhörlicher-Regen-Moment:
Ich will auf dem Markt einkaufen gehen und habe Lust auf einen Spaziergang also beschließen Edem und ich zu Fuß zu gehen. Fast auf dem Markt angekommen fängt es plötzlich an wie aus Eimern zu schütten. Wir flüchten uns unter das Dach eines Verkaufsstandes und warten...und warten...und warten... Ich friere... Der Regen scheint kein Ende zu nehmen... Die Straße steht mittlerweile unter Wasser und auf dem Nachhause Weg 2,5 Stunden später muss der Moto-Fahrer eine andere Strecke nehmen, weil die Straße nicht passierbar ist. Regenzeit!

Abschieds-Moment:
30.06.2017 - Es ist der letzte Tag mit den Kindern in der Schule bzw. dem Kindergarten, denn ab nächster Woche sind sie von der Schule befreit auch wenn die eigentlichen Ferien erst am 05. August anfangen. Es gibt eine kleine Feier und dann werden die Kinder nach und nach von ihren Eltern abgeholt. Ein Lächeln, ein Winken zum Abschied. Die Kinder verstehen nicht wirklich, dass wir so nicht mehr zusammen kommen, aber ich und es fällt mir schwer sie gehen zu lassen. Ich habe sie so lieb gewonnen in diesem Jahr und ich weiß, dass sie mir so sehr fehlen werden.

Wie-schön-wir-es-doch-haben-Moment:
Ich steige die Treppen zu unserer Dachterasse hoch. Meine Freunde haben es sich schon auf zwei Matratzen gemütlich gemacht, die Lichterketteleuchtet, der Mond scheint und das Essen duftet. Es gibt (richtig togoisch) Pâte mit Sauce Ademé – Maisbrei mit einer Art Spinatsauce. „Evivinto!“ (Sehr Lecker!).
Ich setzte mich dazu, wir essen, wir reden, wir lachen...Das sollten wir viel öfter so machen.

Welcome-Home-Moment:
Den hatte ich letzte Woche. Bevor jetzt Fragen auftauchen: Nein, ich bin noch nicht wieder in Deutschland. Ich war 10 Tage gemeinsam mit Edem in Ghana und Freitagabend kamen wir wieder zurück nach Lomé. Reisen sind toll, Ghana ist wunderschön und doch ist es immer wieder schön nach Hause zu kommen. Auf Reisen merke ich immer wie sehr ich mein Zuhause eigentlich mag und mir kam die Idee diesen Bericht zu schreiben, weil ich gemerkt habe, dass die Sachen die für mich Alltag sind, eben nicht überall alltäglich sind. Nicht mal in Ghana.
Ich kenne die alltäglichen Geräusche, die hupenden Motos, die Frauen, die rufend durch unsere Straße laufen und Brot verkaufen, die Tröten der Fan-Ice-Verkäufer... Ich habe mich gewöhnt an die sonntägliche Geräuschkulisse mit den immer gleichen Liedern aus der Kirche neben uns...
Wenn mal wieder Besuch aus Deutschland da ist fragen sie auch immer was die Männer machen, die durch die Straße laufend mit Holz auf Holz schlagend auf sich aufmerksam machen. Antwort: Sie reparieren Schuhe. Für mich ist es alltäglich.
Ich habe auch die togoischen Gerichte lieben gelernt und ich weiß, dass ich sie in Deutschland genauso vermissen werde wie ich jetzt deutsches Brot, Feta-Käse und Erdbeeren vermisse. Schon in Ghana haben mir manche Gerichte gefehlt, die es eben in dieser Art nur in Togo gibt.

Trotzdem war die Reise nach Ghana wunderschön.
Von Kpalimé aus sind wir über die Grenze nach Hohoe in die Volta Region gefahren. Die bekannteste Sehenswürdigkeit sind vermutlich die Wli-Waterfalls, der größte Wasserfalls Westafrikas. Und wirklich, es lohnt sich sowohl die Lower Falls als auch die Upper Falls gesehen zu haben, zumal man schon auf dem Weg zu den Upper Falls immer wieder mit tollen Aussichten belohnt wird.

Lower-Falls

Auf dem Weg zu den Upper Falls werden wir belohnt mit einer tollen Aussicht auf die Wasserfälle...

Endlich angekommen!
Außerdem gibt es ein auf dem Berg gelegenes Dorf nahe der Grenze zu Togo, mit dem Namen Amedzofe. Allein der Weg dahin auf dem Moto ist schon wunderschön, die Straße ist gut ausgebaut und oben angekommen am Gipfelkreuz des Mount Gemi, bietet sich ein schöner Blick auf die Landschaft.


Des Weiteren kann man dem Monkey Sanctuary einen Besuch abstatten, wenn man gerne Affen aus nächster Nähe sehen möchte. Auf einem Spaziergang durch den Wald mit einem Guide versucht man dann mit Lauten und Bananen ein paar der 500, dort frei lebenden, Affen anzulocken. Sie sind an Menschen gewohnt und so zutraulich, dass sie einem sogar aus der Hand fressen. Wirklich ein toller Moment! 


 Insgesamt sind Hohoe und Umgebung also definitiv einen Besuch wert und für uns ging es dann nach drei wundervollen Tagen weiter nach Accra, die Hauptstadt Ghanas.
 
Independence Arch in Accra

Accra ist vor allem groß. Ich kann noch nicht wirklich sagen, ob ich diese Stadt mag. Wir waren in einem wunderschönen Hostel ganz in der Nähe der Oxford-Street im Stadtteil Osu und hatten einen schönen Tag. Die Oxford-Street ist ein sehr zentraler Punkt Accras, mit diversen Fast-Food-Läden, einer Mall, Casinos und zahlreichen Ständen für Touristen. Auch sonst hat Accra bestimmt einiges zu bieten und uns fehlte leider ein bisschen die Zeit, aber es ist eben auch laut und noch hektischer als Lomé und so war ich auch ganz froh in Cape Coast anzukommen, unserem dritten Stopp in Ghana...

Am Strand von Cape Coast...

Leider ging es mir dort gesundheitlich nicht gut und das Wetter war nicht auf unserer Seite, deshalb konnte ich so gut wie nichts von der Stadt sehen... Aber bei Sonnenschein ist es am Strand von Cape Coast sicherlich schön. 
Unsere letzte Station war dann Tema um Edems Bruder zu besuchen und ich muss sagen es wir wirklich schön ihn zu sehen. Da bekam ich auch die Gelegenheit ghanaisches Fufu zu probieren, dass so anders ist als das togoische. Während in Togo Fufu aus Yamswurzeln von mehreren Personen gestampft wird, ist es in Ghana aus Maniok und Kochbananen und wird traditionell und von einer Person gestampft. Auch sehr lecker!
Und so ging eine schöne Reise zu Ende und es war schön wieder in Lomé anzukommen, mit dem Moto nach Hause zu fahren, in die WG zu kommen, zu den Mädels, die ich so lieb gewonnen habe und in das Viertel, das ich kenne.

Mein nächster Welcome-Home-Moment folgt dann in knapp einem Monat. Bis dahin versuche ich die restliche Zeit so gut es geht zu genießen.

Au revoir, ihr Lieben. Habt einen wunderschönen Tag. 

Eure Alina











Samstag, 25. März 2017

Ich brauche eure Unterstützung: Gebärdensprachkurs für Eltern an der École Éphphata

Hallo ihr Lieben,

Heute gibt es mal wieder ein paar Neuigkeiten aus der École Éphphata:

Mittlerweile ist der Filmabend donnerstags, von dem ich in meinem letzten Blogeintrag berichtet habe, zum Alltag geworden, worüber die Kinder sich jede Woche aufs Neue freuen. Neben „Drachenzähmen leichtgemacht“ haben wir jetzt auch schon „Ice Age 1“, „Verstehen sie die Beliers?“ und ein paar Filme geschaut, die die Kinder mitgebracht haben. Wenn ihr noch witzige Zeichentrick-Kinderfilme oder Filme auf Gebärdensprache kennt: Immer her damit! J

Und es ist gleich noch ein weiteres Projekt in Planung. Die Idee habe ich schon länger, doch jetzt geht es an die Umsetzung... Ich möchte gerne Gebärdensprachkurse für die Eltern organisieren, die leider meist keine Gebärdensprache beherrschen, weshalb die Kommunikation mit ihren Kindern erschwert ist. Dies liegt nicht unbedingt an mangelndem Interesse der Eltern, sondern vor allem daran, dass es nicht genügend Angebote gibt, Gebärdensprache zu erlernen. 
Ich würde den Eltern, Angehörigen und Interessierten deshalb gerne eine Möglichkeit geben, sich zumindest mit den Grundlagen der Gebärdensprache vertraut zu machen.

Geplant ist an zwei unterschiedlichen Tagen der Woche für je 2,5 Stunden Gebärdensprachkurse für insgesamt 150 Personen anzubieten. Hierbei fallen natürlich Kosten für Unterrichtsmaterialien und Lohn der Lehrer an, die sich insgesamt auf ca. 2.300€ belaufen. Pro Kursteilnehmer wären das ungefähr 15€ bei einer Kursdauer von 9 Wochen. Um diese Kosten zu decken sind wir auf Spenden angewiesen und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr das Projekt unterstützen wollt.


Spendenkonto: VIA e.V.
IBAN: DE79 2405 0110 0065 0887 83
BIC: NOLADE21LBG
Verwendungszweck: Spende 10022017

Samstag, 4. März 2017

Von einer Woche voller Austausch und neuer Motivation

 Die Zeit verfliegt - ich weiß, das sage ich immer. Es ist auch so. Vor meinem Abflug dachte ich immer daran, dass ein Jahr so lang ist, doch jetzt merke ich es ist nicht lang. Ich habe das Gefühl, dass das Zwischenseminar erst vor kurzem war, doch ich muss feststellen, dass es schon wieder zwei Monat her ist...
Genauer gesagt ging es am 18. Januar los. Auf dem Weg zur Grenze sammelt wir erst noch Mara an der ghanaischen Botschaft ein, die auch endlich ihr Visum in den Händen hielt. Problemlos und unseren Reisepass um ein paar Stempel bereichert, gelangten wir nach Ghana und auch der Weg zum Hotel nach Accra gestaltete sich entspannt in unserem klimatisierten Taxi. Bereits auf dieser Fahrt fielen uns einige Unterschiede der beiden Länder auf und zeitweise hätten wir auch auf einer deutschen Landstraße sein können. Zum Geld abheben (anders als in Togo ist die Währung hier Cedi) hielten wir an einer Shopping Mall, in der Stadt verteilt waren immer wieder riesige CocaCola und KitKat Werbeplakate zu sehen und man merkte, dass Accra wirklich eine Großstadt ist.
Unser Hotel war eher außerhalb am Strand und dort trafen wir auf die anderen Freiwilligen. Insgesamt waren wir 8 Freiwillige aus Togo und 9 aus Ghana, was sowohl neue als auch bekannte Gesichter bedeutete.
Wenn ich das Seminar mit 3 Worten beschreiben müsste wäre es definitiv Austausch – Reflexion – Motivation. Das Programm war sehr entspannt und wir hatten viel Zeit für Gespräche, Zeit unsere Erfahrungen auszutauschen, andere Meinungen zu hören und wurden dazu angeregt unsere eigenen Erfahrungen zu reflektieren.
Die Atmosphäre in unsere Gruppe war sehr harmonisch und auch außerhalb unserer Einheiten saßen wir oft in unserem Stuhlkreis haben nachgedacht, geredet und gelacht.


Treffpunkt Stuhlkreis – selbst in der Mittagspause! J

In einer Einheit sollte jeder sein Projekt mit einem Plakat vorzustellen...Was sind meine Aufgaben, welche Herausforderungen gibt es für mich. Was war mein schönster Moment und was ist mein Rettungsring bei schlechten Erfahrungen und Momenten? ...usw.

Außerdem bekamen wir häufig Besuch, unter anderem von Charles Amoah, einem ghanaischen Musiker, mit seiner Frau Victoria. Charles selbst hat lange in Deutschland gewohnt und Victoria in New York, weshalb es super interessant zu hören war, wie sie von den verschiedenen Länder erzählen.
An einem anderen Tag besuchte uns eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft in Ghana, der wir ganz viele Frage stellen konnte und auch Emma, die Koordinatorin aus Cape Coast in Ghana und unser togoischer Koordinator Monsieur Sani schauten vorbei! J

Ich kann nun auf ein wirklich tolles Seminar zurückblicken und habe noch einmal neue Motivation die ganzen Ideen, die ich habe, in meiner Einsatzstelle auch wirklich umzusetzen.
Als ich dann montags mit dieser neuen Motivation wieder in der Schule kam bemerkte ich zuerst etwas verwirrt, dass nun noch eine französische Praktikantin für insgesamt 8 Wochen da ist. Doch eigentlich passt genau das super, denn sie ist ebenfalls sehr motiviert und gemeinsam sind wir fleißig am planen und umsetzten von Aktionen.
An einem Mittwochnachmittag haben Noémie und ich eine Schatzsuche mit den Kindern veranstaltet. Bei jedem der kleinen Spiele gab es ein neues Stück der Schatzkarte zu gewinnen, die sie letztlich über das ganze Schulgeländer bis ans Ziel führte. Wir hatten alle großen Spaß und es war ein toller Nachmittag!!!J

Wer mit dem Tennisball in die Felder auf der Mauer trifft bekommt entweder 1 oder 2Punkte. Auf geht’s!  © Noémie
Am nächsten Tag folgte dann gleich unser nächstes Programm. Da wir erfahren hatten, dass die Schule einen Fernseher besitz kam die Idee einen Filmabend für die Kindern aus dem Internat zu organisieren. Unser eigentlicher Plan einige kurze Stummfilme zu zeigen, ging leider nicht auf, weshalb wir uns letztlich für „Drachenzähmen leicht gemacht“ entschieden, der alleine wegen der Bilder lustig ist. Da wir ihn an dem Abend nicht zu Ende schauen konnten, folgte in der nächsten Woche die Fortsetzung und auch das wird mit Sicherheit nicht der letzte Filmabend gewesen sein.
Generell kamen in den letzten Wochen viele Materialen zum Vorschein, von denen ich nicht wusste, dass die Schule sie besitzt und das bietet so viele Möglichkeiten.
Ihr werdet also hoffentlich noch viel mehr von Projekten an der École Éphphata hören. J


 Bis dahin ganz liebe Grüße aus Lomé, Alina