Hallo ihr Lieben,
ich melde mich heute mal nach einer ziemlich langen Stille mal
wieder aus Togo zu Wort.
Wenn ich sagen würde, dass ich keine Zeit hatte einen
Blogeintrag zu verfassen, entspräche das nicht ganz der Wahrheit, aber wenn ich
Zeit hatte fehlte mir entweder die Motivation oder die Ideen, was ich denn noch
schreiben könnte. Wie berichtet man spannend über Alltägliches?
Natürlich könnte ich erzählen, dass bei Midjo gerade zwei
französische Freiwillige da sind und wir die Wände bemalt haben, aber es
scheint es mir nicht wert extra einen Bericht darüber zu schreiben und dann
gerät es in Vergessenheit.
Aber heute versuche ich vielleicht doch mal lauter so kleine
Momente festzuhalten, so wie es meine Mitfreiwillige Mara immer am Ende ihres
Blogs gemacht hat.
Fangen wir doch also mit dem Kreativitäts-Moment bei
Midjo an:
Tuben voller Farbe und ein paar leere Wände, mehr braucht es
nicht um Tage unvergesslich zu machen. Schnell sind die Hände voller Farbe und
die Wände werden immer bunter. An verschiedenen Tagen entstehen erst Bäume,
dann kommen Eidechsen und Schlangen hinzu und die Wände werden verziert mit dem
was die Kreativität sonst noch so hervorbringt.
Und noch etwas darf natürlich nicht fehlen: Die Handabdrücke
und Namen von uns Freiwilligen, so wie sich auch schon die
Freiwilligengenerationen vor uns verewigt haben. Wir sind stolz ein Teil von
MIDJO-Togo zu sein!
Die Kinder lassen ihrer Kreativität freien Lauf :) |
Unaufhörlicher-Regen-Moment:
Ich will auf dem Markt einkaufen gehen und habe Lust auf
einen Spaziergang also beschließen Edem und ich zu Fuß zu gehen. Fast auf dem
Markt angekommen fängt es plötzlich an wie aus Eimern zu schütten. Wir flüchten
uns unter das Dach eines Verkaufsstandes und warten...und warten...und
warten... Ich friere... Der Regen scheint kein Ende zu nehmen... Die Straße
steht mittlerweile unter Wasser und auf dem Nachhause Weg 2,5 Stunden später
muss der Moto-Fahrer eine andere Strecke nehmen, weil die Straße nicht
passierbar ist. Regenzeit!
Abschieds-Moment:
30.06.2017 - Es ist der letzte Tag mit den Kindern in der
Schule bzw. dem Kindergarten, denn ab nächster Woche sind sie von der Schule
befreit auch wenn die eigentlichen Ferien erst am 05. August anfangen. Es gibt
eine kleine Feier und dann werden die Kinder nach und nach von ihren Eltern
abgeholt. Ein Lächeln, ein Winken zum Abschied. Die Kinder verstehen nicht
wirklich, dass wir so nicht mehr zusammen kommen, aber ich und es fällt mir
schwer sie gehen zu lassen. Ich habe sie so lieb gewonnen in diesem Jahr und
ich weiß, dass sie mir so sehr fehlen werden.
Wie-schön-wir-es-doch-haben-Moment:
Ich steige die Treppen zu unserer Dachterasse hoch. Meine
Freunde haben es sich schon auf zwei Matratzen gemütlich gemacht, die
Lichterketteleuchtet, der Mond scheint und das Essen duftet. Es gibt (richtig
togoisch) Pâte mit Sauce Ademé – Maisbrei mit einer Art Spinatsauce. „Evivinto!“
(Sehr Lecker!).
Ich setzte mich dazu, wir essen, wir reden, wir lachen...Das
sollten wir viel öfter so machen.
Welcome-Home-Moment:
Den hatte ich letzte Woche. Bevor jetzt Fragen auftauchen:
Nein, ich bin noch nicht wieder in Deutschland. Ich war 10 Tage gemeinsam mit
Edem in Ghana und Freitagabend kamen wir wieder zurück nach Lomé. Reisen sind
toll, Ghana ist wunderschön und doch ist es immer wieder schön nach Hause zu
kommen. Auf Reisen merke ich immer wie sehr ich mein Zuhause eigentlich mag und
mir kam die Idee diesen Bericht zu schreiben, weil ich gemerkt habe, dass die
Sachen die für mich Alltag sind, eben nicht überall alltäglich sind. Nicht mal
in Ghana.
Ich kenne die alltäglichen Geräusche, die hupenden Motos,
die Frauen, die rufend durch unsere Straße laufen und Brot verkaufen, die
Tröten der Fan-Ice-Verkäufer... Ich habe mich gewöhnt an die sonntägliche
Geräuschkulisse mit den immer gleichen Liedern aus der Kirche neben uns...
Wenn mal wieder Besuch aus Deutschland da ist fragen sie
auch immer was die Männer machen, die durch die Straße laufend mit Holz auf
Holz schlagend auf sich aufmerksam machen. Antwort: Sie reparieren Schuhe. Für
mich ist es alltäglich.
Ich habe auch die togoischen Gerichte lieben gelernt und ich
weiß, dass ich sie in Deutschland genauso vermissen werde wie ich jetzt
deutsches Brot, Feta-Käse und Erdbeeren vermisse. Schon in Ghana haben mir
manche Gerichte gefehlt, die es eben in dieser Art nur in Togo gibt.
Trotzdem war die Reise nach Ghana wunderschön.
Von Kpalimé aus sind wir über die Grenze nach Hohoe in die
Volta Region gefahren. Die bekannteste Sehenswürdigkeit sind vermutlich die
Wli-Waterfalls, der größte Wasserfalls Westafrikas. Und wirklich, es lohnt sich
sowohl die Lower Falls als auch die Upper Falls gesehen zu haben, zumal man
schon auf dem Weg zu den Upper Falls immer wieder mit tollen Aussichten belohnt
wird.
Lower-Falls |
Auf dem Weg zu den Upper Falls werden wir belohnt mit einer tollen Aussicht auf die Wasserfälle... |
Endlich angekommen! |
Außerdem gibt es ein auf dem Berg gelegenes Dorf nahe der
Grenze zu Togo, mit dem Namen Amedzofe. Allein der Weg dahin auf dem Moto ist
schon wunderschön, die Straße ist gut ausgebaut und oben angekommen am
Gipfelkreuz des Mount Gemi, bietet sich ein schöner Blick auf die Landschaft.
Des Weiteren kann man dem Monkey Sanctuary einen Besuch
abstatten, wenn man gerne Affen aus nächster Nähe sehen möchte. Auf einem Spaziergang
durch den Wald mit einem Guide versucht man dann mit Lauten und Bananen ein paar
der 500, dort frei lebenden, Affen anzulocken. Sie sind an Menschen gewohnt und
so zutraulich, dass sie einem sogar aus der Hand fressen. Wirklich ein toller
Moment!
Accra ist vor allem groß. Ich kann noch nicht wirklich
sagen, ob ich diese Stadt mag. Wir waren in einem wunderschönen Hostel ganz in
der Nähe der Oxford-Street im Stadtteil Osu und hatten einen schönen Tag. Die
Oxford-Street ist ein sehr zentraler Punkt Accras, mit diversen
Fast-Food-Läden, einer Mall, Casinos und zahlreichen Ständen für Touristen.
Auch sonst hat Accra bestimmt einiges zu bieten und uns fehlte leider ein
bisschen die Zeit, aber es ist eben auch laut und noch hektischer als Lomé und
so war ich auch ganz froh in Cape Coast anzukommen, unserem dritten Stopp in
Ghana...
Am Strand von Cape Coast... |
Leider ging es mir dort gesundheitlich nicht gut und das
Wetter war nicht auf unserer Seite, deshalb konnte ich so gut wie nichts von
der Stadt sehen... Aber bei Sonnenschein ist es am Strand von Cape Coast
sicherlich schön.
Unsere letzte Station war dann Tema um Edems Bruder zu
besuchen und ich muss sagen es wir wirklich schön ihn zu sehen. Da bekam ich
auch die Gelegenheit ghanaisches Fufu zu probieren, dass so anders ist als das
togoische. Während in Togo Fufu aus Yamswurzeln von mehreren Personen gestampft
wird, ist es in Ghana aus Maniok und Kochbananen und wird traditionell und von
einer Person gestampft. Auch sehr lecker!
Und so ging eine schöne Reise zu Ende und es war schön
wieder in Lomé anzukommen, mit dem Moto nach Hause zu fahren, in die WG zu
kommen, zu den Mädels, die ich so lieb gewonnen habe und in das Viertel, das
ich kenne.
Mein nächster Welcome-Home-Moment folgt dann in knapp einem
Monat. Bis dahin versuche ich die restliche Zeit so gut es geht zu genießen.
Au revoir, ihr Lieben. Habt einen wunderschönen Tag.
Eure Alina